Hallo Chris, schön, dass du dir die Zeit nehmen konntest. Stell dich doch einmal kurz vor.
Ich bin Chris Hennecke, bin 24 Jahre alt, 1991 geboren und zwar im Harz. Dort habe ich auch mein Abitur gemacht. Direkt danach bin ich schon ins Studium eingestiegen.
Wie sah dein bisheriger Lebensweg aus, also bezüglich Schule, Studium, wann hast du was angefangen?
Okay, wie schon gesagt, habe ich direkt mit dem Studium begonnen, ich habe aber vorher in der Schule schon gemerkt, dass ich in Richtung Filmproduktion gehen möchte. Meine erste Erfahrung in diesem Bereich war 2009 die Teilnahme am „Media Camp Movie“ in Berlin. Dort habe ich mit einer kleinen, filminteressierten Gruppe einen Kurzfilm produziert. Das hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich meine Fähigkeiten darin ausbauen wollte.
Salzgitter lag dann einfach perfekt, weil es die Nähe zu Braunschweig und zu meinem Heimatort bietet. Und der Studiengang deckt eben einen großen Teil der Filmproduktion ab. Während des Studiums habe ich eigentlich wenig Praxiserfahrung gesammelt. In den Semesterferien habe ich meistens in einer Firma Schrauben sortiert, um möglichst schnell viel Geld zu verdienen – also in Richtung Medien habe ich dort kaum etwas gemacht. Ich hielt es aber auch nicht unbedingt für notwendig, da mich das Studium auch schnell praktisch gefordert hat und meine Aktivitäten abseits des Studiums – zu denen wir ja im Verlauf noch kommen – in meinen Augen ausreichend waren.
Du hast während deines Studiums sehr viel bei Studi38.tv gemacht, oder?
Ja genau, während des Studiums habe ich dort die Redaktionsleitung übernommen, das heißt. die ganzen Sendungen geplant, die Newsbeiträge und die Gruppe koordiniert. Die Vorproduktionen der Moderationen gehörten auch dazu, was immer sehr lustig war.
Und wo hast du dein Praxissemester gemacht?
Das Praxissemester habe ich bei Best Company Video in Hannover gemacht. Dort habe ich dann die Werbefilmproduktion kennengelernt und ich konnte selbst eigene Clips drehen. Die Hauptaufgabe von Best Company Video ist es, Werbefilme zu produzieren – natürlich gibt es auch viele andere Geschäftsfelder, wie Veranstaltungen, Interviews filmen und sogar Reportagen für den NDR drehen. Zu vielen Drehs konnte ich auch mit, wo ich meist den Setrunner gegeben habe. Für das Wirtschaftsportal Business On habe ich dann Newsbeiträge komplett eigenständig produziert – ich war quasi VJ. Ich wurde mit der Kamera losgeschickt und habe zum Beispiel über Elektromobilität drei Folgen lang berichtet. Da fand ich die redaktionelle Arbeit auch sehr gut: Vorrecherchieren, sich um Interviewpartner und Themengebiete kümmern und, und, und.
Was machst du jetzt seit Ende deines Studiums?
Ich habe meine Bachelorarbeit im siebten Semester geschrieben und habe dann geschaut, was ich beruflich machen möchte und mit meiner Qualifikation machen kann. Ich wollte natürlich möglichst etwas im Filmproduktionsbereich machen. Und dann habe ich die Anzeige von der UFA Talentbase auf Crew United gefunden und fand die Stelle sehr spannend.
Die Talentbase ist das größte Online-Castingportal Deutschlands und es ist hauptsächlich meine Aufgabe die Datenbank zu pflegen, die Nutzer bei Laune zu halten, mit Gewinnspielen, Info-Mails und natürlich neuen Castings. Für die Online-Castings erstelle ich dann die Aufrufe samt Grafiken und Texte. Wir haben aber auch externe Kooperationspartner, für die wir casten. Jetzt gerade haben wir ein Modelcasting am Start, mit Iconic Management und haben dafür beispielsweise einen Spot gedreht. Durch die eigenen Videoproduktionen ist das dann auch sehr schön und abwechslungsreich, was diesen Beruf so besonders macht. Kürzlich kam ja beispielsweise die Buchverfilmung von Sarah Kuttners Bestseller „Mängelexemplar“ heraus, produziert von der UFA Fiction und manche Hauptdarsteller wurden eben bei diesem Nachwuchscasting entdeckt – z.B. Maximilian Meyer-Bretschneider. Das ist eben das Schöne, wenn man die Entwicklung eines Talents mitverfolgen kann und denjenigen plötzlich auf der Kinoleinwand oder im TV-Spielfilm wiedererkennt!
Zurück zum Studium, gefiel es dir insgesamt? Was war positiv, was war negativ?
Natürlich fand ich die Vielfalt sehr cool, dass man überall reingeschaut hat. Zum Beispiel in Printproduktion, die ganze Software auch praktisch kennengelernt hat – das hatte ich vorher nicht erwartet. Die praktischen Inhalte, dass wir zum Beispiel immer drehen konnten für Studi38.TV. Ich fand die Professoren größtenteils immer sehr kompetent und fair.
Ich fand auch das wissenschaftliche Arbeiten mit all den Hausarbeiten ganz cool. Es hat mir Spaß gemacht, dafür zu recherchieren – einfach die Wissenschaft so kennenzulernen. Ich finde den Slogan der Ostfalia ganz cool: “Die Mischung macht‘s”, das ist für diesen Studiengang schon echt passend. Dementgegen steht natürlich, dass man sich nicht so richtig spezialisiert. Aber das gehört eben auch zum Selbststudium, sich abseits der Vorlesungen intensiver mit den Inhalten zu beschäftigen, die einen am meisten interessieren. Und wenn man das macht, bist du am Ende Experte auf dem Gebiet.
Und hat dein Studium dich gut auf deine jetzigen Aufgaben vorbereitet?
Ja, total. Die ganzen Aufgaben, die ich jetzt dort mache, zum Beispiel die Social Media Kanäle betreuen, das Marketing, schreiben, drehen, schneiden, Photoshop, Projektplanung – das sind alles Dinge, die ich im Studium gelernt habe. Dadurch, dass ich schon viel während des Studiums gemacht habe, kam diese Stelle – glaube ich – erst zustande. Im Bewerbungsgespräch meinten meine jetzigen Kollegen „Du hast schon so viel gemacht“ und ich dachte vorher immer „Du hast noch gar nicht viel gemacht“.
Es ist ganz lustig: Als wir die neuen Moderatoren für studi38.tv 2013 gecastet haben, fand ich es so fürchterlich, andere zu bewerten und ihnen harte Kritik zu geben. Und siehe da: Jetzt bin ich im Casting sogar beruflich gelandet. Ich habe gemerkt, das ist Gewöhnungssache und solange alle Kritik konstruktiv ist, passt das.
Wo siehst du dich in fünf Jahren?
Das finde ich sehr schwierig, ich weiß, dass ich jetzt erstmal noch ein Jahr bei UFA bleiben kann und ich hoffe, dass es da dann auch weitergeht – denn es ist ein tolles, erfolgreiches Unternehmen und für die Filmproduktion in Deutschland eine echte Bereicherung.
Dann kommen wir jetzt zur letzten Frage, möchtest du abschließend noch etwas sagen oder vielleicht könntest du auch noch darauf eingehen, was du mit Herrn Rau für ein Buch geschrieben hast.
Ja, ich würde hier noch ein bisschen Werbung einwerfen. (lacht) Also das Thema meiner Bachelorarbeit war „Verflechtungsstrukturen der fünf größten deutschen TV-Sender“. Da habe ich dann aufwändig Organigramme erstellt, wie die Unternehmen untereinander verflochten sind und um letztlich herausfinden, wie transparent die Sender sind und wie einfach oder schwer es ist, dass ein Beitragszahler das auch findet. Aber letztendlich ist eben herausgekommen, dass sie nicht vollständig transparent sind, dass ganz viel nicht leicht abrufbar ist und genau das ist nicht vorteilhaft für den gesamten Markt und die Beitragszahler finden das bestimmt auch nicht super.
Und da diese Exploration so aufwändig war, hat mir Herr Rau im Kolloquium angeboten, daraus ein Buch zu machen bzw. die Ergebnisse zunächst in einem kleineren Rahmen zu veröffentlichen. Das erste Ziel dieses Vorhabens war es, mit einem Abstract in die Zeitschrift „Medienwirtschaft“ zu kommen. Das hat dann auch geklappt und uns wurde durch die Resonanz und das große Interesse der Medien und Unternehmen klar, dass wir mehr daraus entwickeln können. Das Buch heißt dann: „Geordnete Verhältnisse?!: Verflechtungsstrukturen deutscher TV-Sender“ und wird im Herbst 2016 veröffentlicht.
Insgesamt war das natürlich echt ein cooles Gefühl, ein Buch daraus zu machen und seinen Namen dann auch auf dem Buch lesen zu können.
Hast du sonst noch irgendein Fazit?
Also das war auf jeden Fall ein schöner Studienabschluss, ich überlege auch noch einen Master anzuhängen. Immerhin habe ich jetzt schon ein Buch – wer weiß, was dann in einem Master auf mich wartet. In fünf Jahren kann es durchaus sein, dass ich nochmal studiere – vielleicht auch wieder in Salzgitter.
Das Interview führte Nicola Peters.
Text: Kim Sinja Wolfarth