Refe­rent – Prof. Dr. Harald Rau

Refe­rent – Prof. Dr. Harald Rau

Nun kom­men wir zu einem Refe­ren­ten, den sicher jeder Medi­en­ma­nage­ment­stu­dent kennt: Prof. Dr. Harald Rau. Zu sei­nen Fach­ge­bie­ten zäh­len Jour­na­lis­mus / Publi­zis­tik / Medienökonomie.

Herr Rau ist Pro­fes­sor für Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ma­nage­ment an der Ost­fa­lia für ange­wand­te Wis­sen­schaf­ten in Salz­git­ter. Er stu­dier­te Wirt­schafts­wis­sen­schaf­ten und pro­mo­vier­te am Insti­tut für Jour­na­lis­tik in Dortmund.

Sei­ne For­schungs­schwer­punk­te fin­den sich in Publi­zis­tik, Jour­na­lis­mus, Medi­en­öko­no­mie und Medi­en­ma­nage­ment. Aktu­ell beschäf­tigt er sich mit einem For­schungs­pro­jekt für Loca­ti­on Based Services.

Herr Rau hat seit 1992 vie­le wis­sen­schaft­li­che Arti­kel und lite­ra­ri­sche Wer­ke ver­öf­fent­licht. Zu sei­nen wich­tigs­ten Aus­zeich­nun­gen gehört der Lan­des­me­di­en­preis Baden-Würrtemberg.

 

 

5 minu­tes – 4 answers

1. Kommunikator/Kommunikationswissenschaftler bin ich gewor­den, weil… 

Eigent­lich woll­te ich Förs­ter wer­den, das Prak­ti­kum in der Tages­zei­tungs­re­dak­ti­on hat mich dann aller­dings mehr über­zeugt, als die (har­te) Zeit als Wald­ar­bei­ter im baden-würt­tem­ber­gi­schen Lan­des­forst – am Jour­na­lis­mus­be­ruf hat mich dann beson­ders begeis­tert, dass man sich von Tag zu Tag, von Woche zu Woche neu erfin­den konn­te und unzäh­lig vie­le inter­es­san­te Men­schen ken­nen­ler­nen durf­te. Beson­ders geprägt hat mich sicher mei­ne Zeit beim Fern­se­hen und als Wirt­schafts­film­pro­du­zent – ich habe unge­heu­er viel über Che­mie, Maschi­nen­bau, Infor­ma­ti­ons­tech­no­lo­gie, Bio­lo­gie und Medi­zin gelernt – das hat mich als Mensch (und auch mei­ne Welt­sicht als Wirt­schafts- und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­wis­sen­schaft­ler) ver­än­dert, und das lässt mich heu­te die Welt mit ande­ren Augen sehen. Die­se Ver­än­de­rung möch­te ich heu­te nicht mehr mis­sen und sie zeigt, glau­be ich, wie gran­di­os es ist, in einer Welt zu leben, in der man ler­nen kann und darf. Die­se Ein­stel­lung hat mich übri­gens auch stets auf mei­nem wis­sen­schaft­li­chen Lebens­weg beglei­tet. Ich glau­be: ‚Gute’ Kom­mu­ni­ka­ti­ons­wis­sen­schaft bedingt die Offen­heit, alle Ebe­nen kom­mu­ni­ka­ti­ven Han­delns (als For­mal­ob­jekt) zu durchdringen.

2. Guter Jour­na­lis­mus bedeu­tet für mich… 

Guter Jour­na­lis­mus ist immer dia­lek­tisch – er lässt zu und nicht aus, er blickt hin­ter die Din­ge ohne Vor­ur­teil, er kennt die eige­nen Gren­zen und die indi­vi­du­el­len Begrenzt­hei­ten, er weiß, dass er nichts weiß und er weiß, dass es nicht nur eine Sicht­wei­se, eine Wahr­heit, eine Mei­nung gibt. Er ist ein glei­cher­ma­ßen sel­te­nes wie emp­find­li­ches Gewächs, das im fal­schen Kli­ma bei­na­he gezwun­ge­ner­ma­ßen ver­wel­ken muss.

3. Die drei wich­tigs­ten #digi­tal­im­pul­ses für die nächs­te Gene­ra­ti­on des Jour­na­lis­mus sind für mich…

… #endlich_interaktiv (das wird seit Jahr­zehn­ten gepre­digt – bis heu­te aller­dings sieht die Rea­li­tät anders aus), #überall_kontextsensitiv (Jour­na­lis­mus wird sich noch bes­ser mit mei­nen Lebens­ge­wohn­hei­ten, mei­nen Räu­men ver­bin­den), #technologisch_optimiert (Tech­no­lo­gien wer­den dabei hel­fen, die Welt leich­ter und bes­ser zu erklä­ren – wenn sie zudem einem redak­tio­nel­len Mar­ke­ting die­nen, wer­den sie den Jour­na­lis­mus über­le­ben lassen).

4. In zehn Jah­ren wird der Journalismus… 

… die Zukunft des Jour­na­lis­mus ist ein „Und“. Sie bleibt glo­bal und lokal, sie nutzt digi­ta­le und ana­lo­ge Tech­ni­ken und Räu­me, sie lebt wei­ter­hin mit frag­men­tie­ren­den und ver­ei­ni­gen­den Ten­den­zen der Gesell­schaft. Die Zukunft des Jour­na­lis­mus mag nicht post­fak­tisch sein, sie wird in jedem Fal­le aber eine post­jour­na­lis­ti­sche sein.